Schwerpunkte der Aktivitäten der HDJ-Einheit Hessen lagen in den letzten zwei Jahren
- in der Region Limburg (z.B. im April 2006: Osterlager Süd in einem Selbstversorgerhaus in Dornburg Frickhofen),
- im hessischen im Westerwald (z.B. Februar 2004: Heimnachmittag in der Grillhütte
- Driedorf-Waldaubach und Oktober 2005: Erntedankfeier),
- im Hochtaunuskreis (z.B. im Februar 2005: Treffen und März 2005: Familientreffen, jeweils in der Grillhütte in Waldsolms-Kröffelbach)
- sowie im bayerischen Spessartort Obersinn (z.B. November 2004: Herbstseminar, Juni 2005: Einheitstreffen, jeweils auf einem Privatgrundstück).
Von der HDJ führen enge Verbindungen zum Deutschen Notopfer Hilfswerk (DNHW). Das DNHW wurde Anfang 2005 gegründet, hat seinen Sitz in Waldbrunn-Ellar, ist in Limburg ins Vereinsregister eingetragen (27.04.05 VR 1358) und dort aufgrund der „Förderung mildtätiger Zwecke und wegen Förderung des traditionellen Brauchtums und der Heimatpflege“ als gemeinnützig anerkannt.
Laut Selbstdarstellung ist das DHNW „eine wohltätige deutsche Vereinigung, um in Not und Elend geratene Deutsche – insbesondere Kindern und Familien – zu helfen.“ Der Blick hinter die Kulissen macht deutlich, worum es dem Verein geht.
Die neofaschistische Zeitung „Recht und Wahrheit“ bewarb den Verein bei seiner Gründung als „die erste, rein deutsche Vereinigung zur Hilfe in Not und Elend geratener Deutscher in der BRD – und zwar nur Deutscher, da gerade sie oft vernachlässigt werden“ und rief dazu auf, dem Verein Lebensmittel, Kleidung und insbesondere auch Lagerhallen und Fahrzeuge zur Verfügung zu stellen.
Was der Verein mit Lagerhallen und Fahrzeugen alles plant und welche Aktivitäten er derzeit entfaltet, ist nicht klar. Offen liegt jedoch die personellen Verflechtung mit der HDJ und der als „kriminelle Vereinigung“ verurteilten Kameradschaft Westerwald.
Stellvertretender Vorsitzender des DNHW ist der 49-jährige Michael Müller aus Driedorf-Waldaubach [1], der Ende 2005 vom Landgericht Koblenz zu einer Bewährungsstrafe von 21 Monaten verurteilt wurde, da er sich als aktives Mitglied der Kameradschaft Westerwald an Straftaten der Gruppe beteiligt hatte. Die Staatsanwaltschaft Koblenz stellte 2005 fest, die Kameradschaft Westerwald hätte zum Ziel gehabt, „die freiheitlich demokratische Grundordnung zu beseitigen und einen Nationalsozialismus nach Vorbild des Dritten Reiches (…) zu errichten“ [2].
Der Stiefsohn des Michael Müller, Andreas G. aus Driedorf-Waldaubach, wurde 2004 zusammen mit Annika R. aus Alzenau zum „Einheitsführer“ der HDJ in Hessen „befördert“. [3] Der administrative Ansprechpartner der Vereins-Domain www.dnhw.de ist Michael Gellenthin aus Oberdachstetten (Mittelfranken), der Bundesgeschäftsführer der HDJ. [4]
Die Aktivitäten von HDJ und DNHW wurden bislang in den hessischen und bayerischen Verfassungsschutzberichten verschwiegen. Selbst in einer 83-seitigen Antwort der hessischen Landesregierung auf eine große Anfrage mehrerer SPD-Abgeordneter betreffend Rechtsextremismus in Hessen (Landtagsdrucksache 16/6093) vom 29.09.2006 findet sich kein Hinweis auf die HDJ und das DNHW. Der Verfassungsschutz muss erklären warum.
Wir fordern:
- Der Zustand, dass ein Verein, der offensichtlich mit der Neonaziszene verwoben ist, den Status der Gemeinnützigkeit inne hat und somit steuerlich absetzbare Spenden entgegen nehmen kann, muss von Seiten der zuständigen Behörden schnellstens beendet werden.
- Kommunen und Vereine als Träger und/oder Vermieter von Grillhütten und Selbstversorgerhäusern müssen über die HDJ informiert werden. Es muss verhindert werden, dass neonazistische Gruppen ihre Freiräume auf dem Grund und Boden von gemeinnützigen Trägern und Kommunen finden.
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Quellen / nähere Ausführungen:
Aktivitäten der HDJ-Einheiten Hessen und Franken ab 2004 (Auswahl):
- Winterseminar der Einheit Franken in Mittelfranken mit Themen wie „Wachschutz u. Sicherheit auf Lagern“ und Volkstanz (Februar 2004)
- Treffen / Heimnachmittag der Einheit Hessen in Driedorf-Waldaubach (Februar 2004)
- Osterradtour der Einheit Franken durch Main- und Taubertal, von Weilbach nach Buhlsbach/Ansbach, insgesamt 250 Kilometer. Abzeichen der „Stundenschwimmer“ bzw. „Totenkopfschwimmer“ wurde abgelegt. (April 2004)
- Sommerlager / Sommersonnwendfeuer der Leitstellen Süd und West bei Ansbach (Juni 2004)
- Kanufahrt der Einheit Franken in Oberfranken (Juni 2004)
- Erntedankfest der Einheiten Franken und Hessen bei Ansbach (Oktober 2004)
- Herbstseminar der Einheit Hessen auf einem Privatgrundstück in Obersinn / Unterfranken, Themen: Menschenführung, Rhetorik, Lagersicherheit (November 2004)
- Heldengedenkfeier der Einheit Franken am Grab des Ritterkreuzträgers Hans Ulrich Rudel in Dornhausen / Mittelfranken / (November 2004)
- Flugblattaktion (1500 Flugblätter) der Einheit Franken zum Volkstrauertag. (November 2004)
- Gedenken zum Volkstrauertag der Einheit Hessen, Soldatenfriedhof nahe Butzbach (November 2004)
- Familientreffen und Heimatabend der Einheit Hessen in Kröffelbach/Hochtaunuskreis (Februar 2005)
- Winterseminar mit Funkschulung und Schulung in KfZ-Kolonnenfahren in Obersinn (März 2005)
- Treffen der Einheit Hessen in Kröffelbach, Geländespiele (März 2005)
- Osterlager der Einheit Hessen (April 2005)
- bundesweites Pfingstlager mit 250 Teilnehmern in Franken (Juni 2005)
- Kanufahrt auf der Kocher der Einheit Hessen (Juni 2005)
- Erntedankfeier der Einheiten Hessen und Franken im Westerwald (Oktober 2005)
- Heldengedenken der Einheit Franken in Ansbach (November 2005)
- Erntedankfeier der Einheiten Hessen und Franken im Westerwald (Oktober 2005)
- Winterseminar der Einheit Franken in Rothenburg ob der Tauber (März 2006)
- Osterlager Süd in Dornburg-Frickhofen / Lkr. Limburg-Weilburg (Juni 2006)
- Volkstanzseminar der HDJ auf Burg Hessenstein / Hessen (April 2007)
FOOTNOTES
1. Michael Müller ist bzw. war sehr wahrscheinlich Mitglied der neonazistischen, vom bekannten Neonazi-Anwalt Jürgen Rieger geleiteten, Artgemeinschaft sowie der Hilfsorganisation für nationale politische Gefangene und deren Angehörige e.V. (HNG), eine der wichtigsten und mitgliedsstärksten Organisation der deutschen Neonazis. In Zeitschriften der Artgemeinschaft sowie der HNG finden sich Bekanntmachungen und Glückwünsche zur Hochzeit von Michael Müller und Christine G. sowie zu den Geburten der gemeinsamen Kinder 1995 und 1998. Dabei werden Michael Müller und seine Ehefrau u. a. als „unsere Kameraden“ benannt.↑
2. Staatsanwaltschaft Koblenz, Information für die Presse Nr. 028/2005,
www.justiz.rlp.de/icc/justiz/nav/634/broker.jsp?uMen=634b8376-d698-11d4-a73d-0050045687ab&uCon=0705ca47-2477-701c-5ec3-f1f9f9d3490f&uTem=aaaaaaaa-aaaa-aaaa-aaaa-000000000042↑
3. In einem internen Bericht der HDJ heißt es:
„An diesem Wochenende fand in Franken das Herbstseminar der HDJ statt. Neben Unterrichten über Menschenführung, Rhetorik, Lagersicherheit, Argumentation und Heimabendgestaltung fand am gestrigen Nachmittag auch der alljährliche Bundesjugendtag statt. Beschlossen wurden u.a. die Termine für das
kommende Fahrtenjahr, die demnächst in Form des Fahrtenplanes an alle Kameraden verschickt werden. Außerdem wurden die Kameraden Denis und Tomi aus der Einheit Preußen zu Unterführern ernannt. Ihr dauerhafter, aktiver Einsatz u.a. in der Organisation und Durchführung von regelmäßigen Heimabenden ließen entsprechende Eignung erkennen.
Desweiteren wurden Annika und Andreas G. aus der Einheit Hessen, sowie Frauke aus der Einheit Franken zu Einheitsführern befördert. Ihnen wünschen wir an dieser Stelle bei der weiteren Erfüllung ihrer kommenden Aufgaben und Pflichten viel Erfolg.“
↑
4. www.apabiz.de/archiv/material/Profile/HDJ.htm und auch Antifaschistisches Infoblatt Nr. 58, S. 20 (abrufbar unter: www.nadir.org/nadir/periodika/aib/archiv/58/18.pdf)↑