Extrem rechte Lebenswelten

›Rechts sein‹ als Lebensgefühl

Ob auf der Böhse Onkelz-Party, im Fußballstadion oder auf dem Schulhof: Oft genügt die flüchtige Beobachtung einer Jugendclique, um zu wissen, dass der Weg zumindest einzelner Angehöriger in die extreme Rechte beinahe vorgezeichnet ist, sofern die Möglichkeiten frühzeitiger Intervention nicht wahrgenommen werden. Deren rechte Lebenswelt lässt sich häufig nicht an einem signifikanten Merkmal festmachen. Sie ist das Zusammenspiel von vorhandenen Fragmenten rechter Ideologien mit einer oft brachialen Gruppenästhetik, Dominanzstreben und dualistischem Freund-Feind-Denken. Über die Abwertung der Anderen geschieht die Erhöhung des Eigenen und die alltägliche Tristesse wird als aufregende Erlebniswelt verklärt.

Neonazis am Rande eines Aufmarsches in Marburg, 2004

Diese rechte Lebenswelt ist kein ausschließliches Phänomen herkunfts-deutscher Personen und Cliquen, sondern auch in migrantischen Milieus verbreitet. Dies ist zu problematisieren, wenngleich der Schritt von Personen migrantischer Herkunft in eine White-Power-Szene aus naheliegenden Gründen kaum vollzogen wird.

Die rechte Lebenswelt ist eine treffende Bezeichnung der (Früh-)Phase, in der das eigene Denken und Handeln noch wenig als politisches Handeln, oft gar als antipolitisch, verstanden wird. Doch sie ist die Voraussetzung dafür, den individuellen Schritt in eine selbst erklärte extrem rechte Gruppe zu gehen, entweder indem sich die eigene Clique politisiert und radikalisiert oder indem man die Gruppe verlässt und sich einer als ›härter‹ und eindeutiger empfundenen Gruppe anschließt. Meist setzt das gesellschaftliche Problembewusstsein erst ein, wenn den Sprüchen Taten folgen und Berichte über neonazistische Gewalttaten in den Medien erscheinen. Die Entwicklungsphase von Einzelpersonen und ganzen Jugendcliquen zu extremen Rechten wird zu oft übersehen oder hilflos hingenommen.

Größenwahn und Verfolgungswahn

Die Modemarke Pit Bull und die Musikband Böhse Onkelz sind häufige Bekenntnisse einer rechten Lebenswelt. Differenzierung ist vonnöten: Es gibt hunderttausende Pit Bull-TrägerInnen und Böhse Onkelz-HörerInnen. Diese pauschal als rechts zu identifizieren oder gar in einen ›braunen Sack‹ zu stecken, ist erstens falsch und provoziert zweitens nur Solidarisierungseffekte zwischen Menschen, die oft wenig miteinander verbindet. Dennoch: Es gibt viele extrem Rechte, die erklärte Böhse Onkelz-Fans sind und sich mit der einschlägigen Kampfhundmode (Pit Bull, Doberman, Bullterrier etc.) kleiden. Und es gibt tatsächlich kaum einen Neonazi, der nicht in einer Frühphase Böhse Onkelz-Fan oder Pit Bull-TrägerIn gewesen ist. Warum?

Eine extrem rechte Einstellung ist nicht nur ein politisches Phänomen, sondern es lässt sich auch psychologisch und soziologisch greifen. Extrem rechtes Denken funktioniert nicht ohne die Kombination von Größenwahn und Verfolgungswahn, von Allmachtsfantasien und Opferstilisierung. Insbesondere die Reden auf Aufmärschen und die Liedtexte neonazistischer Bands, die weitaus emotionaler (›aus dem Bauch heraus‹) aufgeladen sind als beispielsweise Flugblätter, offenbaren die Verfasstheit dieser Gruppen: Man fühlt sich überlegen, will herrschen, sieht sich jenseits jeder realistischen Einschätzung zuweilen schon am Vorabend der nationalen Revolution.

Und man ist immer Opfer. Eigene Schuld oder Verantwortung gibt es nicht. Man konstruiert sich oft sektenhaft als elitärer Kreis von ›Wissenden‹, die sich gegen eine Welt von Feinden zu erwehren hätten.

Wenn aus dieser Selbstverortung die politischen Aussagen entfernt werden, landet man oft punktgenau in den Liedtexten der Böhsen Onkelz und in der grobgeschnitzten Welt eingefleischter Böhse Onkelz-Fans. Im Gegensatz zu gelegentlichen HörerInnen der Böhsen Onkelz, die nüchtern betrachtet nichts ›Schlimmeres‹ hören als die homophoben und frauenverachtenden Ergüsse selbst ernannter Gangster-Rapper, sind erklärte Böhse Onkelz-Fans eine fast schon religiöse Kategorie.

»Ich will, dass ihr mich hasst, denn eure Feindschaft macht mich stolz«, diese Textzeile der Böhsen Onkelz ist das Lebensmotto vieler extrem Rechter, nachzulesen in deren persönlichen Profilen in Internet-Communities. In den Texten der Böhsen Onkelz wird das Wir-Gefühl stark überzeichnet und mit dem Anspruch gekoppelt, die ›härteste Firma in der Stadt‹ zu sein. Besonders auffällig ist ein Freund-Feind-Denken, was selbst bei sehr jungen Böhse Onkelz-Fans oft derart verabsolutiert ist, dass es Außenstehenden kaum möglich ist, diese über Bildung und Ansprache, Vernunft und Logik zu erreichen.

Auch die Selbststilisierung als Pitbull zeigt dieses Zusammenspiel von Herrschaftsanspruch und Opfermythos. Den Pitbull umgeben die Attribute der Wehrhaftigkeit, der Stärke, der Kampfbereitschaft, und er ist stets bereit, sein Territorium gegen Eindringlinge zu verteidigen. Und doch ist er der Verfemte, der Unverstandene, der, der zu Unrecht von der Gesellschaft ausgeschlossen wird.

Lokalpatriotismus

Der Lokalpatriotismus, der emotionale Bezug auf das, was als unmittelbare Heimat empfunden wird, kann sicher nicht pauschal mit rechten Attributen belegt werden. Ohne ihn wäre jeder Fan-Wettstreit im Fußballstadion gähnend langweilig und auch in der Linken ist der Stolz auf den eigenen ›Kiez‹ keine ungewöhnliche Erscheinung. Doch worauf bezieht sich dieser Stolz? Auf das positive Klima und die Gemeinschaft, die man über die Integration ›Anderer‹ geschaffen hat, oder ganz banal auf Herkunft und Raum (ins extrem rechte Vokabular übersetzt: Blut und Boden)? Der Chauvinismus und die Sehnsucht nach Überschaubarkeit des Sozialraumes, die sich in der reaktionären Variante des Lokalpatriotismus widerspiegeln, konstruieren ein ›Innen‹ und ›Außen‹. Sie trennen die Gesellschaft in Dazugehörige und Nicht-Dazugehörige, in Elite und Untergeordnete. Der Ausschluss derer ist inbegriffen, die als nicht zugehörig betrachtet werden, weil sie als ›fremd‹ empfunden werden oder sich mittels anderer Lebensformen der örtlichen Leitkultur verweigern.

Unterschiedliche Erscheinungsformen

Extrem rechte Lebenswelten finden sich in verschiedenen Szenen, Sub- und Alltagskulturen. Gerade im Rhein-Main-Gebiet lassen sich lokale Spezifika erkennen. So machten im Jahr 2008 im Raum Langen/Egelsbach (Landkreis Offenbach) sogenannte Autotuning-Fans Jagd auf Personen, die sie als linke ›Zecken‹ wahrnehmen. Ein bekannter Neonazi, mittlerweile Autotuning-Fan geworden, fungierte hierbei als Anführer und Stichwortgeber. In anderen Teilen des Offenbacher Landkreises haben Neonazis Anschluss an Rockergruppen gefunden und posieren heute mit der ›Supportwear‹ der Hells Angels (dem Zahlencode 81 = HA = Hells Angels) oder mit dem Schriftzug der Hells Angels kombiniert mit dem verbotenen Totenkopf der Waffen-SS. Andere extrem Rechte der Region, die eher Gothic- und Black-Metal-Kreisen zuzurechnen sind, sind derweilen in Mittelalter-Freundeskreisen aktiv. Im Main-Kinzig-Kreis, insbesondere um die Städte Wächtersbach und Biebergemünd, ist die extreme Rechte und deren Führungspersonal eng mit lokalen Fußball-Fanclubs verbunden und spaltet sich an der Frage Eintracht Frankfurt oder Kickers Offenbach. Nördlich von Frankfurt, im Wetteraukreis, zeigt sich dann ein kulturell ausgefächertes Bild der extremen Rechten, die sich nicht nur in verschiedenen Jugendkulturen etabliert hat, sondern zum Beispiel auch in paramilitärischen Paintball- und Softair-Truppen, die in leer stehenden Fabriken den Häuserkampf proben und mit Kriegsgerät posieren.

In vielen Orten oder Regionen koexistieren mehrere extrem rechte Cliquen und Gruppen, deren kulturelle und soziale Verortung unterschiedlich ist. Sie eint zuweilen nicht einmal ein gemeinsamer Bewegungsanspruch, sie entwickeln kein gemeinsames Handeln und sind oftmals nur durch einzelne Personen oder virtuelle Communities lose miteinander verbunden. Manche dieser Cliquen und Gruppen sind häufig bereits in sich heterogen. Welche Clique bzw. Gruppe Zuwachs hat, welche sich zurückbildet oder gar auflöst, wohin sich eine einzelne Clique bzw. Gruppe entwickelt, wie selbstbewusst diese auftritt und wie aggressiv sie ihre Territorialansprüche durchsetzt, warum überhaupt die extreme Rechte in einem Ort eine andere Erscheinungsform und Szeneanbindung hat als in dem Ort fünf Kilometer weiter, hängt von verschiedenen Faktoren ab.

Gesellschaftliche Kumpanei oder Gegenwehr?

Wesentlich ist zunächst die Frage nach gesellschaftlichen und politischen Spielräumen. Neuere Untersuchungen zeigen den Zusammenhang zwischen der Etablierung extrem rechter Szenen und dem Widerstand dagegen einmal mehr eindrucksvoll auf. Können sich extrem Rechte als Teil der Dorf- bzw. Stadtgemeinschaft fühlen, sind sie in die Mehrheitsgesellschaft integriert? Oder werden sie von dieser ausgegrenzt und mit Repression bedacht? Gibt es eine starke Gegenbewegung, die sich im ›Kampf um die Straße‹ behauptet? Gibt es Kampagnen, Aufklärung, Bildung und ein allgemeines gesellschaftliches Klima, in dem der von der Rechten proklamierte ›Kampf um die Köpfe‹ allenfalls Stückwerk bleibt?

Wenn der Chef der örtlichen Freiwilligen Feuerwehr kein Problem mit extrem rechtem jugendlichen Nachwuchs hat, diesem sogar sympathisierend gegenüber steht und bei der Party der Jugendfeuerwehr im Gerätehaus die Zillertaler Türkenjäger gehört werden dürfen, dann wird die extreme Rechte im Ort immer mehr zur jugendkulturellen Alltagserscheinung werden. Und viele dieser Jugendlichen werden wenig Widerspruch zwischen einer radikalen politischen Identität und einem bürgerlichen Leben und Erscheinungsbild sehen. Sie werden sich in der Folgezeit und über das Jugendalter hinaus ohne antibürgerlichen Habitus ›in der Mitte der Gesellschaft‹, in der ›ganz normalen‹ Alltagskultur und im Vereinsleben einrichten. Dort, wo eine extrem rechte Einstellung jedoch inkompatibel mit dem Engagement in gesellschaftlichen Institutionen ist, bleibt oft nur der Ausstieg, der Wegzug oder der Gang in die Subkultur – wohin dieser genau führt, bestimmen meist die örtlichen Gegebenheiten.

Wohin geht die Reise?

Erster Faktor ist, wie der organisierte Neonazismus, beispielsweise die NPD, vor Ort aufgestellt ist. Ist die NPD-Chefin eine gesellschaftlich geachtete Person? Strahlt sie soziale Kompetenz aus? Ist die Partei in der Lage, eine Erlebniswelt anzubieten? In diesem Fall wird die Integrationskraft der NPD weitaus größer sein, als wenn die Partei von farb- und namenlosen Personen repräsentiert wird und keinerlei Freizeitangebote präsentieren kann.

Ein zweiter wichtiger Faktor ist, wer ›auf der Straße‹ das Sagen hat, wer dort Macht- und Kontrollfunktionen innehat und wie diese ›Alpha-Personen‹ gegenüber rechten Meinungen und Cliquen aufgestellt sind. Und daran gekoppelt die Frage, welche Freiräume extremen Rechten zur Verfügung stehen. Wenn der gefürchtete Rockerboss eine rechte Einstellung hat, sein Rockerclub das Clubhaus für rechte Partys und Konzerte öffnet und kein Problem damit hat, seinen Nachwuchs aus der extrem Rechten zu rekrutieren, dann werden sich bestehende extrem rechte (Sub-)Kulturen vornehmlich der Rockerszene anbinden, deren Style übernehmen und teilweise darin aufgehen. Wenn in einem Ort ein hoher Verfolgungsdruck auf einer extrem rechten Skinhead-Gruppe lastet, während sich eine extrem rechte Black-Metal-Clique ungestört bewegen kann und zudem noch einen öffentlich zugänglichen Treffpunkt anbietet, dann werden die extrem rechten Skinheads, zurückgedrängt in private Wohnungen und auf kleinere Partys in Zimmerlautstärke, wenig integrationsfähig sein. Die extrem rechte Black-Metal-Clique hingegen wird sich doppelt bedienen können: Unpolitischer Nachwuchs aus der Heavy-Metal-Szene wird politisch rechts sozialisiert und extrem rechter Nachwuchs wird über den Black Metal kulturell sozialisiert.

Konzepte zum Älterwerden

Ein weiterer Aspekt ist eine genauere Betrachtung wert: Gerade rechte Lebenswelten sind kein jugendkulturelles sondern ein generationsübergreifendes Phänomen. Die verbreitete Ansicht, dass Neonazis mit zunehmenden Alter aus der Szene herauswachsen, Familien gründen und darüber in die gesellschaftliche ›Normalität‹ zurückfinden, hat einen wahren Kern und ist dennoch gefährlich falsch. Meist schwinden mit zunehmendem Alter der subkulturelle, antibürgerliche Gestus und die Motivation, an Aufmärschen teilzunehmen. Das Vorstrafenregister ist oft derart gefüllt, dass der Nazi-Aktivismus zur existenziellen Frage wird. Der Zeit, die als ›aktiv‹ empfunden wird, folgt die Zeit, in der man sich selbst als ›passiv‹ verortet. Die gesellschaftliche Norma- lität, in der man sich einfindet – zwischen Kegelclub, Karnevalsverein und Kindergarten-Sommerfest – ist nicht per se demokratisch. Feldforschungen aus den 1990er Jahren zeigen, dass es bei vielen jugendlichen Neonazis eine hohe Übereinstimmung mit ihren Eltern in politischen Fragen gibt. Vereinzelt beginnen die Probleme schon in Kindergärten, wenn sich – wie in Thüringen – die jüngsten Nachkommen der 1990er-Jahre-Neonazigeneration tagtäglich mit Worten wie ›Rabbi‹ oder ›Jude‹ beschimpfen oder wenn – wie in Butzbach (Wetteraukreis) – der dreijährige Nachwuchs eines NPD-Funktionärs der Kindergärtnerin eröffnet, er würde heute »von einem Kameraden abgeholt«. Kurzum: Sich zurückziehen und ›bürgerlich werden‹ bedeutet vielfach allenfalls die Umorientierung in eine andere Lebensrealität. Mit dem ›Rückzug ins Private‹ verlassen die Neonazis das sogenannte Hellfeld und die Erfassungsraster der Behörden – ein Ausstieg jedoch ist etwas anderes.

Wer in der Bürgerlichkeit auf Außenseitermythos und Rebellionsfantasien nicht verzichten möchte, dem/der bieten sich Böhse Onkelz-Events, Rockergruppen, Fußball-Stadion, Kampfhund-Mode, Tattoo-Milieu oder Rock’n’Roll-Szene als altersgerechte Ausdrucksformen. Die Familienkollektion der rechten Kultmarke Thor Steinar kleidet die nationale Kleinfamilie. Beobachtungen aus dem Rhein-Main-Gebiet zeigen, dass mancherorts die Neonazis der 1980er und 1990er Jahre praktisch ungestört älter werden konnten und bis heute soziale Netzwerke bilden. Einzelnen, die seit Jahren auf keinem Aufmarsch mehr gesichtet wurden (die mutmaßlich gar keine Informationen über bevorstehende Aufmärsche mehr erhalten), begegnet man auf konspirativ organisierten Blood & Honour-Liederabenden, zu denen man nicht anreist, um die aktuelle Lage der Bewegung zu analysieren, sondern um mit FreundInnen über alte Zeiten zu klönen und um Ideen für germanische Kinder- und Kampfhund-Namen auszutauschen. Dies lässt sich schwerlich als politischer Aktivismus definieren. Doch diese ›Alten‹ gelten vielen als Respektspersonen. Sie schlagen die Brücken zwischen den Generationen.

Dass auch die zu Familienvätern und -müttern gewordenen KameradInnen durchaus noch mobilisierbar sind, insbesondere wenn es um die Verteidigung des eigenen Territoriums geht, zeigt ein Fall aus dem südhessischen Lorsch im Jahre 2006. Nach einer Schlägerei zwischen Neonazis und NazigegnerInnen telefonierten die unterlegenen Neonazis per Handy Verstärkung herbei. Nur 20 Minuten später, so erzählt ein Augenzeuge, sei ein knappes Dutzend »älterer Normalos mit Schnauzbärten« angerückt – bewaffnet mit Baseballschlägern und mit Kindersitzen auf den Rückbänken ihrer Autos.

Die Spannbreite der extrem rechten Lebenswelt

Was wir als An- bzw. Zugehörige einer extrem rechten Lebenswelt benennen, ist die Melange unterschiedlicher Personen in unterschiedlichen Lebensrealitäten, die extrem rechts denken und/oder handeln. Eine Szene ist das nicht und auch keine Bewegung. Die Spannbreite ist immens. Es gibt die smarte Anhängerin der großen Volkspartei, deren autoritäres Staatsverständnis und deren chauvinistische Gesellschaftsentwürfe die Demokratie und allgemeinen Menschenrechte bis zur Unkenntlichkeit verstümmeln. Eine Neonazistin ist diese meist nicht. Es gibt den Angehörigen einer neonazistischen Bande, der sich mit eindeutiger Symbolik präsentiert, der Jagd auf Linke und MigrantInnen macht und nachfolgend ins polizeiliche Verhörprotokoll diktiert, er sei ›eigentlich unpolitisch‹ und habe nur aus Loyalität zu seinen Kumpanen geprügelt. Dies mag dem eigenen Empfinden nach gar keine Lüge sein. Und schließlich gibt es einen satten Bevölkerungsanteil, der sich in den Umfragen rassistisch, antisemitisch und nationalistisch äußert, sich aber als ›völlig normal‹ empfindet und gar nicht auf die Idee kommen würde, sich extrem rechten Gruppen anzuschließen.

Die, die unter der Fahne der NPD marschieren, die sich völkische Parallelwelten schaffen, die sich selbst als Nazis oder eben im eigenen Sprachgebrauch als ›nationale Sozialisten‹ verstehen, spielen nur Nebenrollen im weiten Feld der extrem rechten Lebenswelten – und sind so auffällig, dass sie manchmal sogar von den Behörden erkannt werden.

Dieser Artikel erschien im Dezember 2009 in der Publikation ›Dunkelfeld. Recherchen in extrem rechten Lebenswelten rund um Rhein-Main‹, [Hrsg.] argumente. netzwerk antirassistischer bildung e.V., Bildungswerk Anna Seghers e.V. aus Wiesbaden, Antifaschistisches Infobüro Rhein-Main. Berlin, 2009

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