Einige Regionen und Orte sind seit Jahren Brennpunkte extrem rechter Organisierung. Mancherorts lassen sich historische Kontinuitäten erkennen, woanders fängt es an mit einer extrem rechten Gruppe, an der sich die Gesellschaft nicht stört.
Ein solche Clique bildete sich beispielsweise vor Jahren in Bruchköbel bei Hanau. Gegenmaßnahmen wurden diskreditiert. Eine ›Aufklärungsoffensive‹ wurde erst gestartet als die Entwicklung weit fortgeschritten war und brachte nur kurzzeitig Entspannung. Aktuell sind AntifaschistInnen den Einschüchterungen einer selbstbewussten Neonaziszene ausgesetzt. Oder in der Kleinstadt Mömlingen, im Odenwald an der Grenze zwischen Bayern und Hessen gelegen. Hier konnte eine Neonaziskinhead-Bande jahrelang ungestört ihre Infrastruktur aufbauen und sich als ›Macht auf der Straße‹ etablieren. Dort ist Aufklärung gefährlich und unerwünscht: Nicht einmal 50 Kilometer Luftlinie von der ›Multikulti‹-Hauptstadt Frankfurt entfernt untersagten die Behörden 2007 einen antifaschistischen Informationsstand, da sie sich nicht in der Lage sahen, diesen vor Neonazis zu schützen.
Brennpunkte solcherart findet man flächendeckend, besonders in Orten des Main-Kinzig-Kreises, des bayerischen Odenwalds, des Hochtaunus, des östlichen Wetteraukreises und in Rheinhessen.
Im folgenden Kapitel unternehmen wir eine Reise von Wiesbaden nach Limburg. Blicke hinter die Jägerzäune und auf die Kirmes-Veranstaltungen der Dörfer und Schlafstädte sollen exemplarisch aufzeigen, wie dynamisch und heterogen sich eine extreme Rechte zeigt – und dass das Problem nicht nur Jugend- und Subkultur betrifft, sondern auch in der ›ganz normalen‹ Gesellschaft immanent ist.