Ganze elf Neonazis schafften es am 1. Mai in Frankfurt zum Ort der angekündigten „Großkundgebung“. Etwa 150 weitere hielten in Hanau eine kurze Kundgebung ab. Die NPD wird dies als Erfolg feiern. Auch weil sie eine kurze Strecke annähernd ohne Polizeibegleitung in Hanau demonstrieren konnte. Dass noch nicht mal 200 NPD-Anhänger_innen zur seit etwa einem Jahr angekündigten Veranstaltung kamen, verdeutlicht einmal mehr den desolaten Zuständ der hessischen NPD.
Eigentlich hatte die NPD ihre Kundgebung mit dem Motto „Genug gezahlt! – Wir sind keine Melkkuh Europas“ vor der Europäischen Zentralbank (EZB) in der Innenstadt abhalten wollen. Ein traditionelles Radrennen und das Verbot des Oberbürgermeisters machten dies jedoch unmöglich. Das Verwaltungsgericht sprach der Partei jedoch einen Ort in der Nähe der Baustelle der neuen EZB am Ostbahnhof zu.
Die Gegenbündnisse mobilisierten zu drei Blockadepunkten in der Nähe des Ostbahnhofs. Von einem der Punkte aus gelang es etwa 600 Gegendemonstrant_innen auf die Gleisanlagen der Deutschen Bahn zu gelangen und die Anreise der Neonazis aus Richtung Hanau zu verhindern. Es dauerte Stunden, bis die Schienenbesetzung beendet war.
Die NPD-Anhänger_innen hingegen hatten sich morgens in Kahl am Main (bei Aschaffenburg, Bayern) getroffen, um mit der Bahn zu ihrem Kundgebungsort zu fahren. In Hanau war die Reise jedoch zu Ende. Es war unmöglich, nach Frankfurt zu kommen. Daher begab sich die Gruppe zum Hanauer Marktplatz und hielt dort eine kurze Kundgebung ab. Reden steuerten NPD-Bundesvize Udo Pastörs aus Mecklenburg-Vorpommern und der hessische Landesvorsitzende Daniel Knebel bei. Dann zog man zum Bahnhof. Dort wurde der Aufzug von der Bundespolizei eingekesselt und festgesetzt. Es sammelten sich viele Gegendemonstrant_innen um den Polizeikessel herum. Neben Knebel und Pastörs befanden sich auch Arne Schimmer (NPD-Abgeordneter im Sächsischen Landtag), die Vorsitzende der NPD-Frauenorganisation Ring Nationaler Frauen, Sigrid Schüßler, und der JN-Bundesvorsitzende Andy Knape in der Gruppe. Außer der hessischen NPD und JN waren auch NPD-Anhänger_innen aus Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg, NRW und dem Saarland vertreten.
Nach geraumer Zeit wurde die Gruppe dann zur Bahn Richtung Aschaffenburg bzw. Kahl am Main geleitet.
Die Anmeldung für Frankfurt war zwischenzeitlich zurückgenommen worden. Ebenso auch die für Wiesbaden, wo die JN am Montag eine Veranstaltung angemeldet hatte, vermutlich als Ausweichort, falls es nicht möglich wäre, zum Kundgebungsplatz in Frankfurt zu gelangen. Am Ende wurde es dann Hanau als Ausweichort zum Ausweichort…
Die neun jungen Männer am Ostbahnhof in Frankfurt, die es zum geplanten Kundgebungsort geschafft hatten, verbrachten ihre Zeit in der U-Bahn-Station damit, intensivst die Wand anzustarren. Auch für sie vermutlich ein rundum gelungener Tag.