Während die NPD-Kundgebung in Wiesbaden für die Partei ziemlich glatt über die Bühne ging, musste sie in Hanau vorzeitig beendet werden – Parteichef Holger Apfel werden volksverhetzende Äußerungen vorgeworfen.
Kaiserslautern – Berlin – Wiesbaden
Eigentlich standen für Samstag, 24. August 2013 Rüsselsheim, Mainz und Wiesbaden auf dem Tour-Plan der NPD. Da es der Partei jedoch scheinbar sinnvoller schien, die rassistische Stimmung in Berlin-Hellersdorf für ihren Wahlkampf zu nutzen, führte die Route von Kaiserslautern (Koblenz-Trier-Kaiserslautern-Hellersdorf) nach Hellersdorf, Montag sollten dann die drei Kundgebungen nachgeholt werden. In Rüsselsheim wartete man jedoch vergeblich auf den „Flaggschiff“ getauften LKW mit NPD-Besatzung. Die Anmeldung war kurzfristig zurückgezogen worden, ebenso die für Mainz.
Wiesbaden blieb der „Besuch“ dann jedoch nicht erspart. Gegen 16.15 Uhr fuhren der LKW sowie zwei Begleitautos auf dem Bahnhofsvorplatz vor. Erwartet wurden sie von einer Gegenkundgebung, die jedoch einige Meter Abstand zum für die NPD abgesperrten Bereich halten musste. Aus den Fahrzeugen stiegen 11 NPDler, neben den Rednern Matthias Faust und Holger Apfel ein Fotograf und der Fahrer. Die übrigen waren „Sicherheitskräfte“, unter ihnen auch Andy Knape, der Bundesvorsitzende der Jungen Nationaldemokraten. Den ersten Redebeitrag hielt Faust, er widmete sich dem Thema Asyl. Im Anschluss trat Apfel ans Mikro und schwadronierte über das angeblich bevorstehende Aussterben „der Deutschen“. Zugrunde lag seine völkische Bestimmung des Deutschseins. Vor diesem Hintergrund handelte er zahlreiche Punkte des Parteiprogramms ab. Nicht fehlen durfte dann auch der Hinweis, dass nicht weiterhin das Leben deutscher Soldaten für „USraelische Interessen“ in Gefahr gebracht werden dürfe. Nach einer guten Stunde war die Veranstaltung ohne weitere Vorkommnisse beendet.
„Hanau hasst Nazis“
Ganz anders stellte sich die Situation am folgenden Dienstag morgen in Hanau dar. Nachdem das Verbot der Stadt gescheitert war, sammelten sich ab 9 Uhr zahlreiche Menschen auf dem Marktplatz zur Gegenkundgebung und den Protesten. Als Informationen eintrafen, der NPD-Tross befinde sich kurz vor Hanau, wurde kurzerhand die Zufahrtsstraße zum Marktplatz blockiert.
Scheinbar hatte die Polizei jedoch schon einen Plan B vorbereitet. Die Kundgebung wurde um einige hundert Meter verlegt. Doch als das „Flaggschiff“ dort eintraf, waren auch hier schon zahlreiche Gegendemonstrant_innen versammelt. Diesmal begann die Kundgebung mit der Rede Apfels, der verkündete, dass ein Gebetsteppich zur Ausübung der Religionsfreiheit ausreiche. Dabei wurde er mit Eiern und Farbbeuteln eingedeckt und durch lautstarke Unmutsäußerungen der Gegendemonstrant_innen übertönt.
Wieder hetzte er hauptsächlich gegen Zuwanderung und den Islam, was ihm dann auch die vorzeitige Auflösung der Veranstaltung durch Oberbürgermeister Kaminsky wegen volksverhetzender Äußerungen einbrachte. Hier soll es um Formulierungen wie „muslimische Landnahme“ gehen. Nach kurzer Diskussion packte die NPD dann auch ihr Equipment ein und verließ unter lautstarken Schmährufen die Stadt.
Von Seiten der Gegendemonstrant_innen wurde gezeigt, was auf zahlreichen Plakaten zu lesen war: „Hanau hasst Nazis“. Die Vehemenz, mit der dies von einer breiten Menge auf die Straße getragen wurde, dürfte sich auch noch aus der Empörung über den 1. Mai speisen. Weil die für Frankfurt geplante NPD-Kundgebung dort nicht stattfinden konnten, marschierten etwa 150 NPD-Anhänger_innen spontan und zuerst auch ohne Polizeibegleitung durch Hanau.