Seit dem 12. August ist die NPD auf Deutschlandfahrt. Mit ihrem Wahlkampfmobil, dem „NPD-Flaggschiff“, veranstalten Neonazis aus dem Vorstand der Partei Wahlkampf-Kundgebungen im ganzen Bundesgebiet. Nachdem die Besatzung in den letzten Tagen Städte in NRW angefahren hatte, erreichte das „Flaggschiff“ am 22. August Koblenz und damit die erste Station in Rheinland-Pfalz.
Koblenz: Aktionsbüro Mittelrhein besuchte NPD-Veranstaltung
An einer Kundgebung auf dem Koblenzer Zentralplatz beteiligten sich rund 15 Personen, darunter zwei lokale Nazis. Ein Großteil der Teilnehmer*innen hatte das „Flaggschiff“ schon in andere Städte begleitet – unter ihnen der aus Bingen stammende Ingo Helge, der die Veranstaltung moderierte. Helge war bis zur Neustrukturierung des rheinland-pfälzischen Landesverbandes im Januar dieses Jahres Vorsitzender des NPD-Kreisverbands „Naheland“ gewesen. Seither war er nicht mehr in der Öffentlichkeit aufgetreten.
Als Vertreterin des NPD-Landesvorstandes RLP sprach die Spitzenkandidatin und stellvertretende Landesvorsitzende Ricarda Riefling, die gleichzeitig auch dem Bundesvorstand der Partei angehört. Neben ihr griffen das Münchener Mitglied der Bürgerinitiative Ausländerstopp Karl Richter und der Berliner Sebastian Schmidtke zum Mikrofon.
Vermutlich von ihrem Gerichtsprozess kommend, schlossen sich spontan einige Neonazis aus dem Umfeld des Aktionsbüro Mittelrhein der Kundgebung an. Sie müssen sich derzeit vor dem Landgericht Koblenz wegen Bildung und Unterstützung einer kriminellen Vereinigung verantworten. Nachdem sie die restlichen Kundgebungsteilnehmer*innen begrüßt hatten, verließen sie die Veranstaltung schon nach kurzer Zeit, tauchten gegen Ende der Kundgebung jedoch erneut auf.
Trier: Gleiche Besatzung und saarländische Unterstützung
Mit gleicher Besatzung wie am Vortag in Koblenz stoppte das „Flaggschiff“ am 23. August in Trier. Auch hier moderierte Ingo Helge die Veranstaltung. Nach einleitenden Worten des lokalen NPD-Kreisvorsitzenden Safet Babic folgten abermals Reden von Ricarda Riefling und Karl Richter.
Unter den 16 Teilnehmer*innen der Kundgebung befanden sich nur drei Neonazis des Trierer Kreisverbandes. Unterstützung erhielten sie von dem aus Saarlouis (Saarland) stammenden Markus Mang und von Mitgliedern der Kameradschaft Sturmdivision Saar. Mang ist seit 1987 Mitglied der NPD und hat seine Wurzeln in der saarländischen Skinheadszene. Von 2004-2006 war er stellvertretender Landesvorsitzender der NPD Saar. Für die kommende Bundestagswahl kandidiert Mang für den rheinland-pfälzischen Landesverband.
In beiden Städten kam es zu Protestveranstaltungen gegen die NPD-Kundgebungen. Rund 250 Antifaschist_innen empfingen die Neonazis in Koblenz mit lautstarken Protestrufen, Transparenten, Eiern- und Flaschenwürfen. Für die Sicherheit der Neonazis sorgte der eigens angereiste NPD-Ordnerdienst, der die Wurfgeschosse mit Regenschirmen abfing und der überforderten Polizei die Arbeit abnahm. In Trier hingegen blieb es überwiegend ruhig. Ein großes Polizeiaufgebot trennte die 150 Gegendemonstrant_innen von den Neonazis.