Antifaschistisches Infobüro, 26. Oktober 2014
Am Samstag, dem 25. Oktober 2014, fand in Vettelschoß (Verbandsgemeinde Linz im Landkreis Neuwied) ein überregionales Neonazi-Kampfsport-Event statt. Angereist waren mindestens 100 Neonazis aus mehreren Bundesländern, unter anderem aus Baden-Württemberg, Hessen, Niedersachsen und NRW. Dies dürfte bereits das zweite Neonazi-Kampfsport-Event in Vettelschoß sein.
Der „Ring der Nibelungen“ – eine Veranstaltung von Neonazis für Neonazis
Die Veranstaltung wurde im Geheimen organisiert: Auf dem Flyer mit dem Motto Ring der Nibelungen gaben die Veranstalter nicht bekannt, wer sie sind und wo genau das Event stattfindet. Als Veranstaltungsort gaben die Organisatoren nur „Raum Hessen“ an, tatsächlich liegt Vettelschoß in Rheinland-Pfalz an der Landesgrenze zu NRW.
Für das Event wurden „Boxen-K1-MMA“ angekündigt. Insbesondere MMA (Mixed Martial Arts, „gemischte Kampfkünste“) sind bei Neonazis in den letzten Jahren sehr beliebt. Die Veranstaltung richtete sich nicht an ein breites Publikum, sondern nur an eine ausgewählte Szene: Der Flyer wurde in Social Networks nicht weit verbreitet. Anmeldungen zur der Veranstaltung waren nur über eine anonyme Email-Adresse möglich.
Hammerskins als Veranstalter?
Hinter der Veranstaltung dürfte das Chapter Westwall der Hammerskins stecken. Die Hammerskins sind ein neonazistisches Netzwerk, das in Deutschland führende Strukturen im Südwesten aufweist. Exponierte Hammerskins wie beispielsweise Malte Redeker aus Ludwigshafen betreiben Kampfsport. Vor einigen Tagen suchte ein Neonazi aus Ludwigshafen über Facebook noch Boxer für das Event.
Hinweise deuten darauf hin, dass es nicht die erste Veranstaltung dieser Art in Vettelschoß ist. Am 14. September 2013 fand bereits eine „Fight-Night“ der Hammerskins statt, sehr wahrscheinlich ebenfalls in Vettelschoß. Vor einem Jahr dürften es ebenfalls über 100 Neonazis gewesen sein, die die Veranstaltung besuchten.
Vettelschoß als sicherer Veranstaltungsort
In der Vergangenheit sind in Vettelschoß keine neonazistischen Veranstaltungen bekannt geworden. Genau darin dürfte aber die Bedeutung des Ortes für die Szene liegen, mangelt es doch an sicheren Örtlichkeiten für solche Events.
Die Veranstaltung fand in der Vettelschoßer Funsport-Arena statt.
Dort trainiert auch der örtliche Kampfsportverein Fight Club e.V. Der Verein, der auf der Homepage mit dem Namenszusatz „Asgard“ präsentiert wird, spielt mit nordischer Mythologie und Symbolik – beides beliebt in der rechten Szene.
Neben „Asgard“ wird ein sogenannten Thorshammer im Logo verwendet. Die Aufklärungsbroschüre Das Versteckspiel beschreibt die Bedeutung des Thorshammers für die extreme Rechte: „In der Bildsprache der extremen Rechten ist der Gott Thor die reinigende Kraft. Er soll mit seinem Thorshammer ‚das deutsche Volk vom verderbenden Ungeziefer‘ reinigen.“
Asgard ist in der nordischen Mythologie der Sitz der Götter.
Einer der drei Trainer des Fight Club e.V. präsentiert sich bei Facebook mit Bezügen zur neonazistischen Szene. Er bekennt sich zu einschlägigen Szene-Marken sowie zur JN Ahrtal, einer rheinland-pfälzischen Jugendgruppe der NPD, in der sich Neonazis vom Aktionsbüro Mittelrhein tummeln.