Heute Morgen durchsuchten die Ermittlungsbehörden die Wohnungen von etwa 30 Neonazis im ganzen Bundesgebiet mit Schwerpunkt im nördlichen Rheinland-Pfalz. Gegen 24 Neonazis wurde Haftbefehl erlassen, den Mitgliedern des „Aktionsbüro Mittelrhein“ (AB Mittelrhein) wird die Bildung einer kriminellen Vereinigung vorgeworfen.
Antifaschistische Initiativen beobachten seit Jahren das AB Mittelrhein und weisen auf die Gefährlichkeit dieser Struktur hin. Dazu verweisen wir auf verschiedene Veröffentlichungen:
- Artikel zu Neonazistrukturen in Rheinland-Pfalz und dem Aktionsbüro Mittelrhein (Der Rechte Rand Nr. 114, Sept./Okt. 2008)
- Hintergrundartikel zum Aktionsbüro Mittelrhein von Frühjahr 2010, (Lotta – Antifaschistische Zeitung aus NRW, Rheinland-Pfalz und Hessen #38, Frühjahr 2010)
- 31.12.2011: Hintergrundinformationen zu einer Party des „Aktionsbüro Mittelrhein“ mit Bezug zur NSU
- 07.02.2012: Das Innenministerium lieferte in einer Antwort auf eine Anfrage der Grünen falsche Zahlen
Getroffen hat es das „Aktionsbüro Mittelrhein“, eine neonazistische Kameradschaft, die zwischen Koblenz und Bonn aktiv ist. Vorgeworfen wird den Neonazis die „Bildung bzw. Unterstützung einer kriminellen Vereinigung“ sowie „gefährliche Körperverletzung, schwerer Landfriedensbruch und Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen“.
Gerade die Neonazis des „Aktionsbüro Mittelrhein“ sind in den letzten Jahren immer wieder durch direkte und positive Bezugnahme auf den historischen Nationalsozialismus und Neonazi-Morde aufgefallen:
- Ihr Wohnhaus in Bad Neuenahr-Ahrweiler nennen die Neonazis „Braunes Haus“. Als „Braunes Haus“ wurde die Zentrale der NSDAP in München bezeichnet.
- Der kameradschaftseigene Lautsprecherwagen hat das Kennzeichen AW-X-3107. In der Nacht vom 31.07.1992 auf den 01.08.1992 wurde der Obdachlose Dieter Klaus Klein von Neonazis im Stadtpark von Bad Breisig (Landkreis Ahrweiler) umgebracht.
- Ein Aufkleber des “Aktionsbüro Mittelrhein” zeigt den Schriftzug “NAZI sein heißt LEBEN wollen … nach dem höchsten Gesetz der Natur”. Damit beziehen sich die Neonazis auf Adolf Hitler. Unter dem höchsten Gesetz der Natur verstand dieser den “ewigen Rassenkampf”.
- Die Neonazis tragen Kleidung, die mit dem Aufdruck “Rhein-Ahrische Jugend” versehen ist, ein Wortspiel aus den Flüssen Rhein und Ahr.
Wichtige Mitglieder des „Aktionsbüro Mittelrhein“
- Sven Lobeck, Mülheim-Kärlich:
Der 1976 in Dresden geborene gelernte Schreiner und ehemalige Berufssoldat gilt als einer der führenden Köpfe des „Aktionsbüro Mittelrhein“. Beteiligt sich an Anti-Antifa Arbeit und versuchte regelmäßig vermeintlich politische GegnerInnen abzufilmen.
Er hat auch wichtige Funktionen in der NPD inne: 2006 war er als NPD-Kandidat für die Landtagswahl angetreten, seitdem fungiert er als Kreisvorsitzender der NPD Koblenz. Seit Ende Februar 2012 ist er Mitglied im Landesvorstand der rheinland-pfälzischen NPD. - Christian Häger, Ahrweiler:
Wohnt im Braunen Haus, studiert an der FH Koblenz, Standort Remagen. Übernimmt wichtige Führungsaufgaben für das „Aktionsbüro Mittelrhein“. War zuletzt auch bei der Kundgebungstour der NPD-Vorderpfalz am 07. Januar durch Ludwigshafen, Frankenthal und Worms in die Organisationsstruktur eingebunden. - Phillip N.:
Gehört zum harten Kern des Aktionsbüros, Sänger der RechtsRock-Band FLAK, tritt als Liedermacher „Phil“ auf, etwa am 08. Oktober 2011 im Hunsrück und auf größeren Veranstaltungen der extremen Rechten wie dem 1. Südwestdeutschen Kulturtag am 10. April 2010 in Ludwigshafen.
„NSU – Jetzt knallts richtig.“ Einladung zur Sylvesterparty ins „Braune Haus“ in Bad Neuenahr-Ahrweiler.
Lautsprecherwagen des „Aktionsbüro Mittelrhein“
Kein Versteckspiel. Klarer Bezug auf den Nationalsozialismus.
Neonazi des „Aktionsbüro Mittelrhein“ trägt Kleidungsstück mit dem Schriftzug „Rhein Ahrische Jugend“.