Neonazis mobilisieren zum „3. Südwestdeutschen Kulturtag“

RHEINLAND-PFALZ/BADEN-WÜRTTEMBERG [Eigener Bericht] – Unter dem Motto „Damit Kinderland werde, muß Vaterland sein!“ kündigen Neonazis aus dem Umfeld der NPD, der Jungen Nationaldemokraten (JN) und der Freien Kameradschaften für den 14. April 2012 einen „Südwestdeutschen Kulturtag“ im Raum Baden an. Als Redner sind der extrem rechte Historiker und NPD-Bundespräsidentschaftskandidat Dr. Olaf Rose und der stellvertretende Bundesvorsitzende der NPD Udo Pastörs vorgesehen. Neben diversen „kulturellen“ Programmpunkten wie Volkstanzvorführungen, Trommler- und Fahnengruppen sollen auch die RechtsRock-Bands „Projekt Aaskereia“ und „Mahnwache“ auftreten.

Nach der HDJ

Durch das Programm soll Sebastian Räbiger führen, der letzte „Bundesführer“ der 2009 verbotenen Heimattreuen Deutschen Jugend (HDJ). Dass Räbiger als Moderator der Veranstaltung fungiert, überrascht nicht. Der „Südwestdeutsche Kulturtag“, der zum dritten Mal stattfindet, erinnert in seiner politischen Ausrichtung und Ästhetik stark an Veranstaltungen der völkischen HDJ. Schon beim ersten „Kulturtag“ 2010 in Ludwigshafen waren ehemalige HDJ-AktivistInnen in die Organisationsstruktur eingebunden. Rund 200 Neonazis waren anwesend und konnten am Ende ungestört das Pflicht-Lied der Hitler-Jugend „Ein junges Volk steht auf“ singen. Damals hatte noch die „Interessengemeinschaft Fahrt und Lager“ eingeladen. Die „IG Fahrt und Lager“ ist eine Unterorganisation der NPD-Parteijugend, die starke Ähnlichkeiten zum Auftreten und zur Arbeit der HDJ aufweist. Aus diesem Grund geriet die „IG Fahrt und Lager“ Ende 2010 auch ins Visier der Behörden, da ein geplantes „Jahreswechsellager“, welches in Rheinland-Pfalz stattfinden sollte, starke Parallelen zur HDJ zeigte. Bei einer bundesweiten Razzia wurden neben Niedersachsen, Baden-Württemberg und Brandenburg auch Wohnungen in Rheinland-Pfalz durchsucht.

Die Lücke schließen

Mit der Ausrichtung des „Südwestdeutschen Kulturtages“ wird einmal mehr deutlich, dass über die südwestdeutschen Strukturen der Jungen Nationaldemokraten versucht werden soll, eine Lücke zu schließen: Eine inhaltliche, organisatorische und symbolische Lücke, die für den völkischen Flügel der NS-Szene nach dem Verbot der HDJ entstanden ist und bisher noch nicht adäquat geschlossen werden konnte. Am 14. April soll diesem Flügel zumindest für einen Tag wieder ihre völkische Parallelwelt geboten werden.