Hünfeld (bei Fulda): Bericht zum „Fackelmarsch“ der JN Hessen

Etwa 80 Neonazis kamen am Abend des 10. November 2012 zu einem Aufmarsch nach Hünfeld. Dieser war von Martin Braun, Landesvorsitzender der hessischen NPD-Nachwuchsorganisation Junge Nationaldemokraten (JN), angemeldet worden.

Die Anzahl von 80 Teilnehmenden dürfte deutlich unter den Erwartungen gelegen haben. Der Aufmarsch war monatelang beworben worden, das Datum geschichtsträchtig, sogar das Tragen von Fackeln war den Neonazis von den Behörden erlaubt worden.

Die Brisanz dieser Veranstaltung lag in der zeitlichen Nähe zum 9. November, dem Jahrestag der „Reichspogromnacht“ 1938. Dazu passt auch die Symbolik des „Fackelmarsches“ mit dem doppeldeutigen Motto „Damals wie heute – Freiheit erkämpfen“.

Offizieller Bezugspunkt der Veranstaltung war allerdings der 9. November 1990, der Fall der Berliner Mauer. Auch heute noch lebe man „in der BRD in Unfreiheit“, es werde   „tagtäglich von den etablierten Politikern vorgeschrieben … was man sagen darf und was nicht“.

Den eigenen Begriff von Freiheit versuchten die Neonazis mit der Parole „Macht den roten Bonzen dampf – nationaler Freiheitskampf“ auf den Punkt zu bringen. Als besonderen „Gegner der Freiheit“ wurde der Hünfelder Bürgermeister ausgemacht, der versucht hatte, den Aufmarsch zu verbieten. Das Verbot war vom Verwaltungsgericht Kassel aufgehoben worden.

„Dunkle Mächte fürchten das Licht“

Neonazis reisten hauptsächlich aus Hessen und Niedersachsen an.
Neben Braun waren eine Reihe weiterer Funktionäre von JN und NPD anwesend: der NPD-Landesvorsitzende Daniel Knebel, „Landesorganisationsleiter“ Stefan Jagsch, der Wetterauer Kreistagsabgeordnete Daniel Lachmann sowie Thomas Hantusch, Kreisvorsitzender im Lahn-Dill-Kreis, und JN-Vorstandsmitglied Thassilo Hantusch.

Mit eigenem Transparent reiste neben der JN auch die Bruderschaft Hessen an, die auch den Aufruf unterstützt hatte. Das Transparent trug die kryptische Botschaft „Dunkle Mächte fürchten das Licht“. Weitere Banner steuerten die Autonomen Nationalisten Wetzler und der Sturm Fulda bei. Letzteres trug die Worte „Die Bewegung ist im Recht“, flankiert von zwei SA-Männern.

Redebeiträge hielten Stefan Jagsch, Daniel Knebel, ein eher lichtscheuer Vertreter des Freien Netz Hessen sowie der JN-Bundesvize Julian Monaco, der statt des angekündigten Maik Scheffler angereist war.
Mit kurzen Durchsagen versuchten Braun und Jagsch, die „Kameraden“, die offensichtlich desinteressierte Öffentlichkeit sowie Gegendemonstrant_innen zu unterhalten. Eine von Protestierenden gezeigt Israel-Fahne wurde von den Neonazis mit der Parole „Nie wieder Israel“ kommentiert.

Selbstbewusstsein?

„Hier regiert der nationale Widerstand“ – diese während des Aufmarschs gerufene Parole zeugt nicht nur von Realitätsferne und Größenwahnsinn der hessischen JN und NPD, sie steht auch für ein Selbstbewusstsein, mit der die „Jugendorganisation“ ihre Strukturen in Hessen ausbauen und ihre Ideologie verbreiten möchte.

Die politische Agenda seiner zukünftigen Regierung scheint Braun schon in der Schublade liegen zu haben: Als der Aufzug eine Tankstelle passierte, kündigte er an, eine „nationale Regierung“ werde die Spritpreise senken und die Preisbindung garantieren.

NPD-Funktionäre kämpferisch: Daniel Lachmann, Julian Monaco und Daniel Knebel

Wie aus den 1990ern: Bruderschaft Hessen

Am Mikrophon: Der JN-Landesvorsitzende Martin Braun